1995: Vor 50 Jahren endete der 2. Weltkrieg. Für die Theatergruppe der
Pfarre Vogelweide der Anlass, in einem Stück das Thema aufzugreifen.
Wir fanden "Kein schöner Land" von
Felix Mitterer als geeignetes Theaterstück für dieses Gedenkjahr.
Parallel gestalteten Theatermitarbeiter eine Ausstellung über das
Schicksal der Juden in Wels.
Das Stück von Felix Mitterer spielt zwischen 1933 und 1945 in einem
kleinen Dorf in Tirol. Dort ist die Welt noch in Ordnung. Bis der Viehhändler
Stefan Adler, ein angesehener Mann, versucht, seinen Ariernachweis zu
erbringen. Dabei erfährt er, dass er Jude ist. Von diesem Tag
an ist sein Leben total verändert. Er verliert seinen Besitz, darf
nicht arbeiten, Frau und Kinder verlassen ihn, schließlich wird
er in ein KZ abtransportiert.
Dem Stück liegt eine wahre
Begebenheit zugrunde.
Es ist die Geschichte von Ing. Rudolf Gomperz, damals Fremdenverkehrsobmann
von St. Anton am Arlberg. Trotz seiner Verdienste wurde er von den Nazis
getötet. Als mir unser Regisseur Franz Strasser die Rolle des Juden
Adler anbot, war ich vorerst hell begeistert. Nachdem ich mich etwas eingelesen
hatte, sagte ich zu ihm: "Ich kann diese Rolle nicht spielen, ich
würde mir das nie gefallen lassen." Seine Antwort war: "Dann
lass es dir halt nicht gefallen." Und so entstand ein Stefan
Adler, der sich nie mit seiner Situation abfindet und bis ans bittere
Ende dagegen ankämpft. Trotzdem kann er seinem Schicksal nicht entrinnen.
Ich bin 1945 geboren. In meiner Familie waren der
Krieg und die Verbrechen an den Juden sehr oft ein Thema. Ich war eigentlich
der Meinung, dass ich genug darüber wüsste. Doch durch
die vielen Proben, die Diskussionen und das Hineinfühlen in die Figur,
habe ich erst so richtig begriffen, was diese Menschen durchgemacht und
wie sie sich eigentlich gefühlt haben müssen.