theaterVOGELWEIDE

 

Die Antwort auf diese Frage fiel mir nach der ersten Leseprobe des von Franz Strasser szenisch aufgearbeiteten Romans von Nikos Kazantzakis sehr leicht: Nur ein Narr kann in so kurzer Zeit soviel Blödsinn machen.

Ein "Mysterienspiel" sollte es im Jahr 1990 werden. Der Spielort: unsere Kirche in der Vogelweide. Kein aufwendiges Bühnenbild. Keine historischen Kostüme. Kein politisches Stück. Kein lustiges Stück. Kein leichtes Stück. Und ich sollte die Hauptrolle spielen. Einen Menschen verkörpern, mit dessen Ideen und Idealen ich einfach nichts anzufangen wusste.
Da verlässt einer sein reiches Elternhaus, um die Armut als Braut zu nehmen. Stiftet andere dazu an, es ihm gleichzutun. Schart immer mehr Anhänger um sich. Umarmt und küsst die Aussätzigen. Geht zum Papst, um wie wild vor ihm herumzutanzen, weil ihm gerade danach ist. Stößt seine Eltern von sich, indem er behauptet, nur der Vater im Himmel sei "sein" Vater. Fastet und betet oft tagelang. Versteht es, viele von seinen Ideen zu begeistern! Und alle nennt er sie Brüder. In einer geliehenen Kutte, auf bloßer Erde liegend, mit Asche bestreut, erwartet er schließlich Bruder Tod. Zuerst wollte ich diese schwere Rolle gar nicht übernehmen, unser Regisseur Franz Strasser überredete mich aber schließlich doch, den "Francesco" zu spielen. Mein Lampenfieber vor der Premiere war dann auch enorm.
Ob das Stück und meine Darbietung schließlich gefallen hat,
konnte nur das werte Publikum bei den Vorstellungen entscheiden. Der Jury, die den Theater-Oskar für Laienspielgruppen1991 vergab, schien es gefallen zu haben, jedenfalls fand sie die Produktion des 2.Platzes würdig. Uns allen machte die Arbeit an diesem Stück jedenfalls sehr viel Spaß, und wir belohnten uns selbst einige Monate später mit einem Ausflug nach Assisi. Trotzdem: Ganz verstehen werde ich diesen Menschen wohl nie! Und Sie?

: font(color="#B6B6B6") Günter Mallinger

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