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Irgendwann kam die Zeit, in die Fremde zu ziehen. Mit "Woyzeck" war es soweit. In der Pfarre wurde umgebaut, und wir mussten emigrieren. Das Stück wurde 1993 im Kornspeicher aufgeführt.

Der Soldat Woyzeck ist verliebt in Marie. Die hat ein Abenteuer mit einem Tambourmajor, und Woyzeck "kragelt" Marie ab. Im Stück zeigen sich viele interessante Charaktere, mit denen wir uns auseinandersetzen, und im täglichen Leben wiederentdecken konnten: Woyzeck, der unter Verfolgungswahn leidet, sich bedroht fühlt von imaginären Freimaurern, nicht verstehen kann, wie unehrlich Menschen in ihren Beziehungen sind, der glaubt, an Menschen Besitzansprüche stellen zu können, und dann Amok läuft. Marie, die nicht weiß, wo sie hingehört, und mit ihren Gefühlen nicht wirklich zu Rande kommt. Ein Leutnant, der eine ungeheure Präpotenz seinen "Untergebenen" gegenüber an den Tag legt, und in sentimentalen Erinnerungen schwelgt. Ein Wissenschaftler, der Menschen studiert, und nicht sieht, dass es Menschen sind. Zuletzt die Menschen, die nur an Sensationen interessiert sind, denen aber die Schicksale anderer egal sind. In den Proben steckte sehr viel Spannung. Büchner hat in das Stück viele versteckte Seitenhiebe eingepackt, dass man sie erst nach und nach erkennt. Es war interessant, sich in die Figuren von Büchner hineinzuversetzen, und unsere Welt aus Büchners Blickwinkel zu sehen.
Der Ausflug in den "Kornspeicher" war für uns eine Bereicherung und eine neue Erfahrung. Dort hatten wir doch nicht den "Heimvorteil", den wir im Pfarrsaal haben. Es kamen Leute zu uns, die bisher noch nichts von uns gesehen hatten. Die Erwartungen an dieser Stelle waren sicher auch größer als zuhause vor eigenem Publikum. Der Erfolg war aber trotzdem nicht schlecht.

Doris Mörtelbauer

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